Keynote: Vorbild oder Zerrbild? Außen und Innenperspektive auf inklusive Bildung in Schweden: - Die Sonderpädagogik und Behindertenhilfe Schwedens genießen im deutschen Sprachraum seit Jahrzehnten einen ausgezeichneten Ruf. Dieser lässt sich vornehmlich auf die Einführung der neunjährigen Grundschule und Wandlungen im Bereich der Behindertenfürsorge seit den 1960-er Jahren zurückführen. Unzählige Besucherinnen und Besucher aus Mitteleuropa haben sich seitdem mit der Situation im Norden auseinandergesetzt. Ihren Niederschlag findet dies vor allem in Reiseschilderungen basierend auf zumeist kürzeren Studienbesuchen. Der Grundton dieser Berichte ist in allen Fällen zumindest wohlwollend, zum Teil überschwänglich bis euphorisch. Schweden erscheint darin oft als ein Vorbild für erwünschte Entwicklungen im eigenen Land. Im augenfälligen Kontrast dazu ist die Innenperspektive oft eine andere. Die innerschwedische Debatte handelt unter anderem von Gewalt und Mobbing in den Schulen, fehlerhaften Diagnose- und Kategorisierungsprozessen sowie schwachen Leistungen schwedischer Schülerinnen und Schüler bei internationalen Vergleichsuntersuchungen. Im Artikel werden ausgewählte Aspekte der Außen- und Innenperspektive näher aufgezeigt und die Kontraste in der Wahrnehmung diskutiert. Abschließend wird auf die Frage eingegangen, welchen Nutzen die Auseinandersetzung mit der Entwicklung in einem anderen Land dennoch haben kann.